Während sich Markenartikler und Einzelhändler stark auf Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen konzentrieren, richtet sich die Aufmerksamkeit des Druckens mit fester Farbpalette darauf, welche Vorteile diese Technologie den großen Marken bieten kann. Doch so einfach, wie viele vielleicht glauben, ist es nicht.
Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Dieter Niederstadt
Obgleich zahlreiche große Verpackungshersteller, die den Flexodruck einsetzen, dieses Konzept unterstützen, stellen nur sehr wenige die Lösung effektiv auch im großen Maßstab bereit.


Der eindeutige Vorteil besteht darin, dass diese Technologie es erlaubt, die Anzahl der Artikel (SKU) in der gesamten Lieferkette zu verringern. Bei großen Marken kommen nicht selten 30 bis 50 Sonderfarben für eine Artikelgruppe zum Einsatz. Das bedeutet unter anderem einen größeren Farbenvorrat, eine komplexere Logistik sowie mehr Einkauf- und Verwaltungsressourcen.
Indem man die Farben durch ein intelligentes, erweitertes Farbraumkonzept auf eine sehr niedrige Anzahl verringert, entspannt sich die gesamte Lieferkette ab dem Zeitpunkt des Projektstarts in der Produktion bis zum Ende der Nutzungsdauer. Dadurch werden die Kosten weitestgehend gesenkt, während sich die Effizienz erhöht.
Weniger Abfall
Noch wichtiger ist jedoch, dass die Abfallmenge in der Lieferkette sinkt. Es wird weniger Substratmaterial bei Maschinenumrüstungen verschwendet und daher auch weniger auf Deponien entsorgt. Zudem wird für eine typische Flexodruckmaschine bei jeder Reinigung pro Farbe durchschnittlich 15 Liter Lössemittel verbraucht. Da dies wegfällt, sinkt auch der Ausstoß von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) erheblich, wodurch sich die Umweltbilanz der Druckerei verbessert. Wenn man in der Lage ist, Verpackungen in kleineren Losgrößen zu produzieren, fällt natürlich auch weniger Abfall an, wenn die Produkte dann veralten oder nicht mehr verkauft werden können. Doch geht es nicht nur um Kostensenkungen und den Umweltschutz, obwohl das sicherlich wichtige Kriterien sind.
Bessere Farbstabilität im Druck
Der vielleicht nicht überraschende Nutzen des Umstiegs auf das Drucken mit fester Farbpalette besteht darin, dass sich die Druckbeständigkeit verbessert. Bei jeder Sonderfarbe, die die Druckmaschine reproduzieren muss, besteht das Risiko, dass die Farbe von den Spezifikationen abweicht.
Farbenhersteller rühmen sich damit, dass ihre Produkte dem Bedarf der Kunden und Anwendungen gerecht werden. Trotzdem ist unbestritten, dass Farbschwankungen auftreten. Die Reinheit und die Spezifikationen vieler Pigmente in den Flexodruckfarben sind von der Bezugsquelle abhängig.
Zudem können präzise und wiederholbare Farbrezepturen komplex sein. Auch unterhalten Farbenhersteller weltweite Beschaffungsnetzwerke, um die Lieferungen sicherzustellen. Dadurch erhöht sich aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Farben auf der Druckmaschine zu oft von der Vorgabe abweichen. Beim Drucken mit fester Farbpalette muss der Maschinenbediener die Sonderfarben nicht mehr „optimieren“, um das gewünschte Druckergebnis zu erzielen. Es ist klar, dass Sonderfarben stärker als die festen Standardprozessfarben abweichen können und daher ein durchgehendes Management erfordern.
Bei Prozessfarben lässt sich die Farbe tatsächlich einfacher kontrollieren. Auch das hat natürlich einen Nachteil. Der Markeninhaber muss nämlich im Vorfeld relativ viel Zeit und Energie in das Produktportfolio investieren und die Farben und Spezifikationen exakt vorgeben. Und wenn diese erst einmal festgelegt sind, gibt es kein Zurück.
Doch es gibt auch einen ganz erheblichen Vorteil. Bedingt durch den Druckprozess mit fester Farbpalette wird das Druckergebnis der Markenfarbe unter Umständen subjektiv als höherwertiger wahrgenommen. Im Unterschied zu Sonderfarben, die von nur einer Druckform aufgetragen werden, erfolgt die Übertragung der Farben D41bei der festen Farbpalette in einzelnen Schichten. Da man also mehrere Farben (Farbschichten) übereinander druckt, werden auch homogene Volltonfarben ohne Fehlstellen oder Pinholes produziert. Drucke mit zusätzlichem Orange, Grün und Violett (oder Blau) wirken brillanter und erweitern den Farbraum. Mit einem erweiterten Farbraum lassen sich stärker ins Auge fallende Motive in Fotoqualität erzielen.
Darüber hinaus sind diese auffälligeren Farben auf eine Art und Weise kombinierbar, welche die Premiumwirkung der Verpackung sowie die Differenzierung auf dem Markt fördern. Obwohl bei dem Druck mit sieben Prozessfarben, sieben Farbwerke der Druckmaschine eingerichtet sind, ist es selten, daß auch alle sieben Farben in einem Druckauftrag zum Einsatz kommen. In der Regel kommt man mit vier bis fünf Prozessfarben aus. Die überzähligen Farbwerke der Druckmaschine stehen dann für Spezialfarben zur Verfügung. Daraus ergeben sich selbst bei komplexen Designs ein einfacherer Druckprozess sowie die Möglichkeit, die Differenzierung und den Wert der Verpackung zu optimalen Kosten zu erhöhen.
Das Drucken mit fester Farbpalette ist kostengünstiger auszuführen und kann die Wirkung der Verpackung im Regal wirklich erhöhen — und zwar zu den gleichen Kosten wie der konventionelle Sonderfarbendruck. Zu guter Letzt sollte man bei den Vorteilen auch die Zeit bis zur Markteinführung neuer Designs in der Produktlinie berücksichtigen. Wenn eine neue Verpackung in das Markenportfolio aufgenommen wird, sind die benötigten Materialien vor Ort bereits vorhanden, um diese neuen Verpackungsentwürfe zu produzieren. Das bedeutet kürzere Lieferzeiten für die Markeninhaber, wenn das Projekt dann die Druckphase erreicht.
Kritische Parameter
Ohne Zweifel ist der Flexodruck mit fester Farbpalette nicht einfach zu realisieren. Es gilt, jede einzelne Variable im Drucksaal zu berücksichtigen, wenn die Beständigkeit und Qualität des Druckprozesses gewährleistet bleiben soll.
Zuallererst muss der Markeninhaber die Kontrolle übernehmen und im Vorfeld das Design sowie die Farbspezifikationen festlegen. Anschließend ist es die Aufgabe der Flexodruckerei, die Erwartungen des Kunden zu erfüllen. Das ist kein kurzer Prozess. Auf beiden Seiten sind erhebliche Anstrengungen und durchaus eine gewisse Flexibilität erforderlich, damit das ernst gemeinte Druckprogramm mit fester Farbpalette ein Erfolg wird. Andererseits können die Vorteile in ihrer Gesamtheit enorm sein, wenn jeder am Prozess Beteiligte den Ablauf und die Grenzen dessen, was erreicht und was nicht erreicht werden kann, versteht.