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Flexodruck mit fester Farbpalette

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In Deutschland ist der Flexodruck mit fester Farbbelegung seit 15 Jahren ein Nischenthema, das immer wieder durch die Fachpresse geistert, aber bei Markenartiklern und anderen Auftraggebern kaum Anklang findet. In den USA und England entwickelt sich dieses Thema dagegen deutlich dynamischer. Der Artikel stellt die technischen Grundlagen dar und bringt Statements von Marktteilnehmern.

Je nach Druckprozess werden sämtliche Sonderfarben aus vier bis sieben Standardfarben gemischt Der DFTA-Award 2015 Gewinner in der Kategorie „Innovation“ hat ausschließlich mit vier Prozessfarben gedruckt Bernd Sanning, Flexicon: Udo Linke, Team WKA und Teamkind Gunter Baldauf, Cl. Jaehde:

Dieser Beitrag wurde verfasst von Jan-Peter Homann

Die ersten Ansätze für den Flexodruck mit einer festen Farbbelegung (engl. Fixed Color Palette), kamen vor etwa 13 Jahren mit Opaltone und Pantone Hexachrome auf. In der Druckvorstufe wird ohne Sonderfarben mit einem festen Farbsatz gearbeitet. In der Druckmaschine gibt es eine feste Farbreihenfolge mit einer festen Belegung von jeder Rasterwalze.

Die Vorteile liegen in der Vermeidung von Restfarben, einer reduzierten Menge an Rasterwalzen und deutlich weniger und kürzeren Waschzyklen. Alle Mischfarben werden über einen Proof von einem Fingerprint abgedeckt und das manuelle Abstimmen von Sonderfarben einschließlich Farbvorbereitung entfällt komplett. Somit können im Flexodruck die Voraussetzungen für kürzest mögliche Rüstzeiten und die bestmögliche Vermeidung von Anlaufmakulatur realisiert werden.

Die Nachteile liegen in potenziellen Passerproblemen, möglichen stärkeren Farbschwankungen bei flächigen Sonderfarben, dem begrenzten Schöpfvolumen der eingesetzten Rasterwalzen und ganz besonders der Notwendigkeit, genügend Aufträge für eine Druckmaschine zu akquirieren, um diese möglichst komplett bzw. für jeweils mehrere Schichten auszulasten.

Wird eine weitgehende Auslastung der Druckmaschine nicht erreicht, so kann ein Großteil der potentiellen Vorteile nicht realisiert werden. Nicht zu unterschätzen sind auch die Umstellungen für die Drucker an der Maschine, die sich insbesondere dann ergeben, wenn die Einführung einer standardisierten Farbbelegung mit weiteren Automatisierungstools (z.B. automatische Einstellung von Passer und Anpressdruck, Viskosität sowie Inline-Farbmessung) kombiniert werden.

Von CMYK bis zum Siebenfarbdruck

Ursprünglich wurden für den Druck mit einer festen Farbbelegung von verschiedenen Anbietern Druckprozesse mit sieben Farben propagiert, bei denen die CMYK-Farben um ein Orange-Rot, ein Blau-Violett und ein Grün ergänzt wurden. Damit wird die bestmögliche Umsetzung von Sonderfarben ermöglicht, während der gesamte Prozess von der Repro bis zum Druck einiges an Aufwand benötigt.

Mittlerweile gibt es einige Anbieter, die durchgehend mit einem reinen CMYK-Druckprozess arbeiten, was Datenhandling und Proofing einfacher macht, sowie die Anzahl der notwendigen Druckformen weiter reduziert. Hierbei muss man natürlich Einschränkungen in der Umsetzung einer Reihe von Sonderfarben hinnehmen, die von vielen Auftraggebern wie z.B. britische Handelsunternehmen akzeptiert werden.

Farbmanagement einschließlich Prozesskontrolle

Handelt es sich um einen reinen CMYK-Druckprozess, so gibt es für das Farbmanagement ein breites Angebot an Werkzeugen zur Profilerstellung und Anwendung von Profilen auf PDF-Dateien oder in Design-Programmen. Bei Druckprozessen mit fünf bis sieben Farben sind die technischen Anforderungen an die Werkzeuge deutliche höher, wenn es um das Management des kompletten Farbworkflows für Bilder und technische Töne einschließlich Profilierung des Fingerprints geht. Etablierte Produkte sind Esko Equinox und Kodak Spotless.

Ein Newcomer ist beispielsweise die Firma Colorlogic mit ihren Produkten CoPrA und ZePrA zur Profilerstellung und Profilanwendung auf PDF- und Bilddaten. Der standardisierte Druck mitsieben Farben ermöglicht bei fotografischen Abbildungen kräftigere und gesättigtere Farben als eine CMYK-basierte Reproduktion. In der Farbprozesskontrolle müssen neben den Volltönen auch die Untertöne/Tonwertzunahmen laufend kontrolliert werden, um Abweichungen vom Hausstandard schnellstmöglich zu erkennen und zu korrigieren. Hier bieten sich die scannende Messung eines Kontrollkeils bzw. die Inline-Messung an.

Um sowohl Bilder als auch technische Töne gut darzustellen, sind hohe Rasterweiten von 60-70 L/cm je nach Substrat, Druckverfahren und Druckfarbe notwendig bzw. erstrebenswert. Ein weiches Auslaufen in den Lichterbereichen ist ein Muss und ein Erreichen von hohen Dichten in den Volltönen von großem Vorteil. Die technischen Entwicklungen in den letzten Jahren unterstützen den Flexodruck mit einer festen Farbbelegung in idealer Weise.

Passergenauigkeit

Das Erreichen eines möglichst guten Passers ist im Flexodruck mit fester Farbbelegung ein zentraler Qualitätsfaktor. Aus diesem Grund eignet sich dieser Ansatz für die verschiedenen Segmente des Flexodrucks unterschiedlich gut. Im Schmahlbahn-Flexodruck für Etiketten lässt sich ein wesentlich besserer Passer erreichen als im Wellpappen-Direktdruck mit großen Arbeitsbreiten. Für ein ansehnliches Druckergebnis kommt es weiterhin auf ein Zusammenspiel aus Design, Repro/Druckformerstellung und Druckmaschine an.

Beim Design muss der Kunde mit der Einschränkung leben, dass für sehr kleine Schriften und sehr dünne Linien nur eine stark eingeschränkte Farbpalette aus den Grundfarben des Druckprozesses zur Verfügung steht. Da Gelb für solche Motive ungeeignet ist, bleiben bei CMYK nur drei Farben und bei einem Siebenfarbprozess nur sechs Farben übrig. Ab welcher Schriftgröße dann mittels eines maximalen dreifarbigen Aufbaus praktisch sämtliche Farbtöne zur Verfügung stehen, müssen Repro und Druckerei gemeinsam mit dem Kunden frühzeitig klären.

Von großer Bedeutung ist hier die eingesetzte Plattentechnologie. Bei konventionellen Flexodruckplatten findet während der Trocknung ein Schrumpfungsprozess statt, was bezüglich Maßhaltigkeit und Passer Einschränkungen mit sich bringt. Mit anderen Plattentechnologien wie z.B. wasserauswaschbare Platten, fotopolymere oder direkt gravierten Endlosformen können bessere Passergenauigkeiten bei allerdings auch höheren Preisen realisiert werden.

Marktentwicklung aus Sicht der Maschinenhersteller

Im Bereich des Etikettendrucks kleiner Auflagen ist der Digitaldruck mit fester Farbbelegung ein ernsthafter Konkurrent des Flexodrucks. Um hier möglichst wenig Marktanteile zu verlieren, sind die Maschinenhersteller gezwungen, sich sehr intensiv mit Themen wie höchstmöglicher Automatisierung und minimalen Einrichtzeiten auseinander zu setzen.

Der Druck mit einer festen Farblegung ist dabei ein zentrales Konzept. Hersteller von Etikettendruckmaschinen (z.B. Nilpeter oder Gidue) stellen daher schon auf ihren Internetseiten umfangreiche Informationen zur Einführung des Drucks mit fester Farbbelegung zur Verfügung. Die Hersteller von Zentralzylinder-Flexodruckmaschinen agieren bezüglich der Thematik derzeit wesentlich zurückhaltender.

Dabei ist der Druck mit fester Farbbelegung auch für die größeren Druckformate ein sehr interessantes Konzept, da sich so verschiedenfarbige Designs sehr einfach auf einer Druckform zusammen produzieren lassen.

Marktentwicklung in Deutschland

In Deutschland stand in den letzten Jahren die Erzielung einer bestmöglichen Qualität im Flexodruck im Vordergrund, um z.B. typische Tiefdruckmotive in kleinerer Auflage auch im Flexodruckverfahren realisieren zu können. Der Flexodruck mit einer festen Farbbelegung ist in Deutschland nach wie vor ein Nischenthema.

Marktentwicklung in den USA und Großbritannien

Die USA ist ein Markt, der von größeren Auflagen und im Vergleich zu Deutschland etwas niedrigeren Qualitätsansprüchen und im Bereich der Druckereien von größeren – teilweise industrieller arbeitenden – Betrieben geprägt ist. Der Flexodruck mit fester Farbbelegung wird hier hauptsächlich unter dem Schlagwort „Expanded Gamut“ diskutiert und macht gerade den Schritt aus der Nische in den Massenmarkt.

Große Markenartikler wie z.B. Procter and Gamble, die über eine langjährige Erfahrung in dieser Produktionsweise verfügen, werben z.B. auf FTA-Fachveranstaltungen dafür, erarbeitete Hausstandards übergreifend zu nutzen, damit mehr Druckereien das notwendige Auftragsvolumen erreichen, um mit der Technologie effizient produzieren zu können. Die nächste – kurz vor dem Abschluss stehende – 6. FIRST Leitfaden für die Flexodruck-Produktion wird einen umfangreichen Abschnitt zum Thema Expanded Gamut haben. Große Druckereien wie z.B. Accredo Packaging, nutzen Expanded Gamut Printing seit mehreren Jahren aktiv auf allen Kanälen der Kundenansprache inkl. ihrer Internetseite.

In Großbritannien gibt es im Flexodruck mit fester Farbbelegung (engl. „fixed colour palette“) eine Reihe von Druckereien aber auch Auftraggebern, die z.B. aus dem Bereich der Handelsunternehmen kommen, welche mit einem standardisierten CMYK-Farbprozess arbeiten.


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